Ich antworte gerne öffentlich … dann haben wir auch etwas zum Diskutieren hier.
1. Was für ein Online/Rollenspiel spielst Du?
Ich habe viele gemacht und ausprobiert. Als das Internet noch neu war, gab es textbasierte Spiele, sogenannte MUDs. Das habe ich damals eine Zeit gemacht. Dann später erst wieder in SL. Das war alles Mögliche. Von Star Trek und Stargate, postapokalyptische Gangsterszenarien bis zu historischen Welten wie dem Alten Rom und Gor, ich habe alles ausprobiert.
2. Wie viele Stunden Zeit pro Tag investierst Du ins Online/Rollenspiel?
Derzeit nicht allzu viel. Ein paar Stunden pro Woche werden es schon sein, wenn man Teile von SL als „Rollenspiel“ sehen möchte.
3. Seit wann beschäftigst Du Dich damit?
Siehe oben.
4. Warum hast Du damit angefangen?
Weil ich ein fantasievoller Mensch bin.
5. Was hat sich durchs „Spielen“ für Dich verändert? Wie hast du Dich durchs „Spielen“ verändert?
>Im Bezug auf Beziehungen / Verhalten / Bedürfnisse / Gefühle / Gewohnheiten / Berufsleben / etc.
Ich habe keinen Fernseher. Man sollte die Auswirkungen von Onlinespielen nicht überbewerten.
6. Wie würdest Du die Gefühle beschreiben, die Du während des „Spielens“ erlebst? Positiv wie negativ.
Wer Fantasie hat, lebt mit der Figur mit, die er gerade ist. Freude, Spannung, Angst, Rache, Liebe, Hass. Du kannst alles erleben. Das ist aber nichts Außergewöhnliches. Du hast sicher schon einmal bei einem Film geweint.
7. Gibt es Momente, in denen Du denkst, Deine Zeit sinnvoller nutzen zu können? Wenn ja, mit was?
Nein. Das ist mein Hobby. Ich verbringe meine Freizeit so, wie ich das will. Deswegen heißt es Freizeit. Da muss man keine „sinnvollen“ Dinge tun.
9. Wie sehr stimmt diese Rolle im „Spiel“ mit Deiner Persönlichkeit überein?
>Wie würdest Du Dich beschreiben? Wie würdest Du Deine „Rolle“ beschreiben?
>Worin ähnelt ihr euch, worin seid ihr euch gleich, worin unterscheidet ihr euch.
Das kommt auf die Rolle an. Manche haben eher meinem Charakter entsprochen, oder Teilen davon, manche gar nicht.
10. Gibt es in Deinem Leben Momente, in denen Du von einem anderen besseren Leben träumst und neu anfangen willst?
> Was löst diese Gedanken aus und hast Du das in irgendeiner Form für Dich geschafft?
Diese Momente hat jeder Mensch. Die hat es auch bei mir gegeben und ich habe mein Leben dementsprechend geändert. Was löst diese Gedanken aus? Die Situation, in der man sich befindet.
11. Was würdest Du einem Menschen sagen, der behauptet, dass man durchs Rollenspiel seine eigene Identität wie auch den Bezug zum wahren Leben verliert?
Ich würde ihn entgeistert fragen, ob er jemals ein Buch gelesen hat.
12. Hast Du Angst, wenn ja, vor was? Wie gehst Du damit um?
Vor Krankheiten, Krieg, vor dem Ende der Eurozone … ich verstehe diese Frage in diesem Zusammenhang nicht.
13. Wie waren die Fragen für Dich? Was hat es in Dir ausgelöst?
Ich habe das Gefühl, dass du genau weißt, was du von uns hören willst. Du bist wahrscheinlich der Meinung, dass Rollenspieler von einem besseren Leben träumen, Unzulänglichkeiten kompensieren und dadurch den Kontakt zur „Realität“ verlieren. Mit dieser Einstellung bist du im Mainstream.
Na sowas. Wenn ich dazu eine Anmerkung machen darf:
Wer in SL „lebt“ (damit meine ich nicht einmal Rollenspiel, sondern eher das alltägliche Leben als Avatar/e), richtet sich dieses „Leben“ natürlich nach seinen Wünschen ein. Und virtuell gibt es keine Grenzen wie im echten Leben: durch fehlendes Geld, fehlende Fähigkeiten, fehlende Attraktivität, fehlende Möglichkeiten zur Veränderungen im Beruf oder auch privat. Natürlich ist das eine Traumwelt. Aber das ist nichts Außergewöhnliches. Menschen haben sich immer Traumwelten erschaffen, die „besser“ waren als die wirkliche.
In Schundromanen und Seifenopern leben Menschen (hauptsächlich Frauen) ihre Vorstellungen von idealer Liebe aus. In Pornografie leben Menschen (hauptsächlich Männer) ihre Vorstellungen von idealem Sex aus. In Heimatfilmen leben Menschen ihre Vorstellungen von Heimat, Familie etc. aus. In Songtexten und Filmen geht es um ideale Beziehungen. Serien wie „Reich und Schön“ zeigen ein Leben, das man nie haben wird. Am deutlichsten sieht man die Wünsche der Menschen in der Werbung. Das ist wie SL. Da laufen die perfekten Körper mit ihren perfekten Beziehungen durch perfekte Wohnungen und fahren mit perfekten Autos in den perfekten Urlaub. Ist das schlecht? Nein. Das ist menschlich!!
Insofern kannst du diese Umfrage „in die Tonne kloppen“. Das Thema ist nur interessant, weil es etwas vermutlich Neues kritisiert.
Persönliche Angaben: Weiblich, 30 – 40, Österreich, SL: im 6. Jahr