Jetzt geb ich doch noch einmal meine 2 Cent dazu, obwohl ich mich eigentlich mit dieser "Auseinandersetzung" überhaupt nicht (mehr) befassen wollte. Und es wird lang, entschuldigt
Ja, auch ich bin bei diesem Forum in einer Art "innerer Emigration" - d.h., ich habe mich nicht abgemeldet, weil ich dieses Forum als Informationsquelle weiter benutzen will, wenn ich es brauche. Wie andere Foren auch. Und dann ist es mir eigentlich auch völlig gleichgültig, welche "sozialen Dramen" sich hier (oder anderswo) abspielen oder nicht.
Ich glaube, als ganz subjektive Meinung, der Anspruch, den dieses Forum an sich selbst und seine Nutzer hat(te) war überzogen und ist gescheitert. Das hat Swapps ja in einem Post letztens auch mal sinngemäß so festgestellt. Sinngemäß, weil er sagt, der Anspruch auf ein demokratisches Forum sei gescheitert. Ich gehe einen Schritt weiter und sage "Der Anspruch auf eine Community ist gescheitert".
Das liegt aber m.E. aber nur zum Teil an den bösen Usern oder bösen Mods oder Admins, sondern ist ein Systemproblem. 20.000 Menschen, oder 5.000, oder auch nur 200 können keine wirkliche Gemeinschaft (Community) bilden, wenn sie sich nicht einmal beim Namen kennen, geschweige denn jemals miteinander gesprochen oder sich in die Augen gesehen haben. Eine solche anonyme Gruppe hat - nach einer gewissen Anfangseuphorie vielleicht - keinerlei Anlass und keinen Anreiz, einen sozialen Zusammenhalt auszubilden. Deshalb wird sie früher oder später zerfallen.
Was funktioniert ist, dass sich Teilgemeinschaften bilden. Gruppen mit gleichen, i.d.R. klar eingegrenzten Interessen. Die Skriptinteressierten, die Fotografieinteressierten, die Rollenspieler, die sich einfach nur unterhalten wollenden. Oder die Kölner/Berliner/Münchener/xy, die sich auf RL-Treffen eben doch mal Auge in Auge gegenüber gestanden haben. Mehrere mehr oder weniger kleine Grüppchen, die das Forum als Plattform zum Austausch und zum Ausleben ihrer Interessen nutzen. Als
technische Plattform, nicht als soziale.
Natürlich gibt es zwischen diesen Gruppen Überschneidungen, Menschen, die an mehreren Themen interessiert sind oder die auf einem der RL-Treffen andere getroffen und diese sympathisch oder unsympathisch gefunden haben. Und damit beginnt der Prozeß der Gruppendynamik. Einer sagt was, ein anderer fühlt sich getroffen (warum auch immer - weil es beabsichtigt war oder weil er den anderen sowieso unsympathisch findet und prinzipiell unterstellt, der wäre ein Störenfried oder weil er einfach was missverstanden hat, ganz egal). Er reagiert. Einige andere aus seiner "peergroup", also seinem "Grüppchen" treten ihm hilfreich zur Seite, weil ja offensichtlich einer "der Ihren" angegriffen wurde. Auf der anderen Seite geschieht dasselbe, es schaukelt sich auf. Moderatoren greifen ein, und - egal was sie tun - es schaukelt sich noch mehr auf, eskaliert. Irgendwann beruhigt sich alles wieder, es ist eine Weile gut und dann beginnt alles von vorn. Nur die Abstände, bis es wieder von vorn beginnt, werden immer kürzer, und irgendwann sind sie zu kurz, es knallt. Moderatoren greifen "hart durch", andere, vielleicht sogar gänzlich unbeteiligte, sind vom scheinbar plötzlich herrschenden Klima angewidert und melden sich ab oder gehen in die innere Emigration.Und ziehen damit natürlich andere nach, die deren sachliche und informative Postings abseits aller Dramen sehr wertgeschätzt haben (ich nenne mal Ezian oder Sepp nur stellvertretend als Beispiele).
Ich halte diese Prozesse für schade, aber völlig normal und unverhinderbar. Jede Organisation, jede Gemeinschaft hat eine ideale Größe. Ist sie zu klein, wird sie sich nicht auf Dauer halten, ist sie zu groß, wird sie in zerfallen. Das passiert hier, das ist auch in anderen Foren passiert und das wird auch in anderen Foren wieder passieren. Thats life.
Nicht nur in der Wirtschaft, auch bei Gemeinschaften gibt es die "Grenzen des Wachstums". Sind diese Grenzen überschritten und kommen dann noch aufgesetzte und überstrukturierte Schemen wie "Projektgruppen", "Interessengruppen", "Inworld-Event-Manager", "Renomeepunkte" und ähnliches hinzu, das ganze unterfüttert von zumindest mißverstehbaren Aussagen des Oberchefs wie "Bei aller Liebe, aber der Satz: " ... wo ich sagen kann was ich denke" funktioniert hier auf SLinfo definitiv nicht", dann ist es nicht im geringsten verwunderlich, daß die Belegschaft des Forums einen Wandel durchmacht. Manche werden (zu Recht oder auch nicht) entfernt, andere folgen (aus unterschiedlichen Gründen) freiwillig, neue kommen hinzu, andere bleiben und halten problemlos durch, weil sie von all dem in der kleinen überschaubaren Hütte ihrer "Peergroup" eh nichts mitbekommen.
Lange Zeit gehörte ich auch zu dieser letzten Gruppe. Ich hatte meine Schlunzen, und irgendwelche wahnsinnig wichtigen und die Welt weiterbringenden Grundsatzauseinandersetzungen um "Gor, ja oder nein" oder "Fakes - normal oder pervers" oder ähnlich bedeutende Fragen der Zeitgeschichte haben mich nicht im Geringsten interessiert.
Doch dann - und dies nur als Erklärung für Treb - kam der Moment, wo auch die Schlunzenbelegschaft sich ausdünnte. Egal ob gezwungenermaßen oder freiwillig: Wenn ein wichtiger Teil der Belegschaft weg ist, kann man - ich jedenfalls - das Spiel nicht einfach so weiterspielen als wäre nichts gewesen. Mir fehlen dann Menschen, liebgewonnene Menschen. Deshalb poste ich nicht mehr bei den Schlunzen, obwohl ich ja noch hier bin. Die Schlunzen haben sich dann an anderer Stelle, in einem anderen Forum, wiedergefunden. Solche, die hier nicht mehr sind, solche, die hier nur noch passiv sind, solche, die hier nach wie vor aktiv sind. Wenn du sie vermißt, Treb, geh hinterher - nur für diesen einen Thread.
Und damit schließt sich der Kreis zu meiner Ausgangsthese "Die Community ist gescheitert": SLinfo ist kein alleinseligmachendes Heiligtum. Ich bin in mehreren Foren über Radwandern, ich bin in mehreren Foren über Fotografie. Warum soll ich nur in einem einzigen Forum über SL sein dürfen? Warum sehen sich SL-Foren eigentlich so sehr als "Konkurrenten" statt als viele, sich ergänzende Möglichkeiten des Austauschs? Ob SLinfo, Slinside, Secondforum, Fairforum oder xyforum - sie alle sind nicht mehr (aber auch nicht weniger) als "just another internet forum". Aber ist das wirklich so schlimm? Ich finde nicht...