B
Bartholomew Gallacher
Guest
Mit dem Erscheinen von Firefox 4 hatte Mozilla das Entwicklungsmodell auf denselben Zyklus wie Google umgestellt, alle sechs Wochen gibt es eine neue Version. Vorher gab es keinen festen Releasezyklus für Firefox, sondern es galt "it is done when it is done", und so brauchte der Schritt von Firefox 3.6 auf Firefox 4.0 seinerzeit stolze 16 Monate.
Seitdem hat Firefox an Marktanteil eingebüßt und Google Chrome stetig seinen Marktanteil ausgebaut. Der ehemalige Mozilla-Entwickler Jono Di Carlo hat nun in seinem Blog einen interessanten Post namens "Everybody hates Firefox Updates" geschrieben, der sich damit genauer beschäftigt und zieht interessante Folgerungen. warium das so ist.
Der Hauptgrund für die Umstellung war, dass man mit Google Schritt halten und in Konkurrenz treten wollte. JDC hat sich überall auf der Welt mit Leuten über Firefox unterhalten, und immer wieder dieselben zwei Meinungen von teilweise ehemaligen Benutzern Firefox gehört: "Ich mochte Firefox, aber stieg auf Chrome um, als meine Addons zu funktionieren aufhörten" oder aber "Ich stieg auf Chrome um, weil Firefox mich ständig zum Neustart aufforderte." Er kommt unwissenschaftlich zum Schluss, dass der Rapid Release Cycle Firefox Ansehen und Verbreitung massiv geschadet hat.
Man war vorgewarnt, es gab genügend Stimmen aus der Community, die genau das vorhersagten, aber sie ignorierten es einfach.
Den Grund für das Problem sieht er darin, dass Entwickler Updates durch die Bank weg als positiv ansehen, während der normale Benutzer so denkt: "Oh Gott, schon wieder ein Update, hoffentlich kann ich mir die Qual dieses Updates noch einige Tage lang ersparen!" Irgendwann sah er es mit seinem Dickschädel doch noch ein, dass das Veröffentlichen eines Updates einen Akt der Aggression gegenüber den Benutzern darstellt!
Wichtig auch das:
Updates sind aus drei Gründen schlecht: der Download/Neustart dauert ewig und unterbricht die Arbeit mit einem Haufen an störenden Dialogboxen, ein Update kann Funktionen, die man braucht zerstören, entweder indem sie entfernt werden oder die Kompatibilität mit anderer Software wurde gebrochen, und wenn das Interface geändert sein sollte, dann dauert es lange, bis die Produktivität wieder auf altem Niveau ist.
Das heißt nicht, dass man niemals Updates machen sollte: Sicherheitsupdates seien notwendig und ansonsten müsse man sicherstellen, dass der Nutzen die mögliche Pein überwiegt.
Warum aber wechseln Softwarefirmen das UI? Eine Möglichkeit, wo sie mehr Schritte zur Seite als nach vorne machen, sei dass die UI-Designer sich langweilen würden und irgendwas tun, um ihre Arbeitsplätze zu rechtfertigen.
After years of aspiring to improve software usability, I've come to the extremely humbling realization athat the single best thing most companies could do to improve usability is to stop changing the UI so often! Let it remain stable long enough for us to learn it and get good at it. There's no UI better than one you already know, and no UI worse than one you thought you knew but now have to relearn.
Eine weitere Theorie ist, dass Softwarefirmen ab einer gewissen Größe einfach ihre Benutzer als gegeben hinnehmen und nicht mehr an diese denken, sondern nur noch als Bauern im Kampf gegen eine andere Firma ansehen. Bei Mozilla war es Chrome gewesen. Auch wenn Chrome 1 nicht viel an Browser gewesen sei, habe Google den Updateprozess extrem gut und fast unsichtbar gebaut, der Benutzer kriege davon kaum etwas mit dort im Gegensatz zu Mozilla. Der Updateprozess von Mozilla war schlechter, zu laut und lenkte die Benutzer von der Arbeit zu sehr ab.
Gerade dadurch ließen sie Firefox wie eine schlechte Kopie von Chrome aussehen und durch den nicht enden wollenden Fluss an Updates trieben sie die Benutzer in die Arme von Chrome, was sie damit ja genau vermeiden wollten.
Sie dachten, die Benutzer würden Firefox lieben, so dass sie die Updates tolerieren würden. Das sei aber ein Irrtum. Kein Benutzer würde ein Programm lieben, das ist keine Strategie, sondern Wunschdenken. Kein Benutzer liebt ein Programm, er toleriert es nur als die momentan gerade am wenigsten nervende Alternative, um irgendwelche Ziele zu erreichen. Entwickler haben eine emotionale Bindung zu ihrem Produkt, Benutzer aber nicht. Wenn aber die Anwendung "zu sehr saugt", dann sind sie auch schnell fort.
Marketingleute sagen immer "eine Marke ist ein Versprechen an den Benutzer." Wofür stand die Marke Firefox früher und wofür steht sie nun heute?
Intern dachte man über Firefox als den Browser, der den Benutzer endlich an die Macht lässt und alles kontrollieren lässt, was er will. Aber mit den Updates wurde genau das gebrochen, es gab nämlich keinen "ich bin glücklich mit Firefox 4"-Knopf, keinen "Ich möchte die Langzeitunterstützungsversion von Firefox nutzen"-Knopf und ähnliches. Für was auch immer Firefox mal gestanden haben mag, in vielen Köpfen ist er nun als "der Browser, der meine Addons durch ungewollte Updates unbenutzbar machte."
Inzwischen ist der Updateprozess besser, die Addons funktionieren meist danach und man braucht weniger händisches eingreifen, aber es ist zu spät. Leute, die Firefox in die Tonne warfen und weiter zogen, wird man schwer wiedergewinnen können, der Rapid Release Cycle hat Firefox guten Ruf zerstört.
Seitdem hat Firefox an Marktanteil eingebüßt und Google Chrome stetig seinen Marktanteil ausgebaut. Der ehemalige Mozilla-Entwickler Jono Di Carlo hat nun in seinem Blog einen interessanten Post namens "Everybody hates Firefox Updates" geschrieben, der sich damit genauer beschäftigt und zieht interessante Folgerungen. warium das so ist.
Der Hauptgrund für die Umstellung war, dass man mit Google Schritt halten und in Konkurrenz treten wollte. JDC hat sich überall auf der Welt mit Leuten über Firefox unterhalten, und immer wieder dieselben zwei Meinungen von teilweise ehemaligen Benutzern Firefox gehört: "Ich mochte Firefox, aber stieg auf Chrome um, als meine Addons zu funktionieren aufhörten" oder aber "Ich stieg auf Chrome um, weil Firefox mich ständig zum Neustart aufforderte." Er kommt unwissenschaftlich zum Schluss, dass der Rapid Release Cycle Firefox Ansehen und Verbreitung massiv geschadet hat.
It's not like we weren't warned. Lots of people in the community tried to tell us that this was a bad idea. But somehow, despite being an ostensibly community-driven organization, somewhere along the line we learned to tune out naysayers from the community. The decision to go rapid-release came from the top down. The official party line was that rapid releases were going to be awesome, because new features and bug fixes would always be delivered to end users within a few weeks. (As opposed to the 14-month wait between Firefox 3.6 and Firefox 4.) Users who pointed out flaws in this plan were dismissed as being just a loud minority, or just irrationally afraid of change, or just focused on some marginal edge-cases which would be easy to fix once we got the hang of the new release cycle.
Man war vorgewarnt, es gab genügend Stimmen aus der Community, die genau das vorhersagten, aber sie ignorierten es einfach.
Den Grund für das Problem sieht er darin, dass Entwickler Updates durch die Bank weg als positiv ansehen, während der normale Benutzer so denkt: "Oh Gott, schon wieder ein Update, hoffentlich kann ich mir die Qual dieses Updates noch einige Tage lang ersparen!" Irgendwann sah er es mit seinem Dickschädel doch noch ein, dass das Veröffentlichen eines Updates einen Akt der Aggression gegenüber den Benutzern darstellt!
Wichtig auch das:
Updates suck for three reasons:
1. The download/restart takes forever and interrupts your work with a bunch of intrusive dialog boxes.
2. The update may break stuff that you counted on, either by removing features you were using, or by breaking compatibility with other software you use. Maybe the developers never tested your use case, or worse - they tested for it but decdided it didn't matter because only 2% of users used it. Tough luck to you if you're one of those 2%.
3. If they changed the interface, your productivity will be lower than usual until you've spent a bunch of time learning a new interface. Even if the new interface is "better", in some theoretical way, to some hypothetical average user, re-training yourself to use it is nothing but a time sink.
1. The download/restart takes forever and interrupts your work with a bunch of intrusive dialog boxes.
2. The update may break stuff that you counted on, either by removing features you were using, or by breaking compatibility with other software you use. Maybe the developers never tested your use case, or worse - they tested for it but decdided it didn't matter because only 2% of users used it. Tough luck to you if you're one of those 2%.
3. If they changed the interface, your productivity will be lower than usual until you've spent a bunch of time learning a new interface. Even if the new interface is "better", in some theoretical way, to some hypothetical average user, re-training yourself to use it is nothing but a time sink.
Updates sind aus drei Gründen schlecht: der Download/Neustart dauert ewig und unterbricht die Arbeit mit einem Haufen an störenden Dialogboxen, ein Update kann Funktionen, die man braucht zerstören, entweder indem sie entfernt werden oder die Kompatibilität mit anderer Software wurde gebrochen, und wenn das Interface geändert sein sollte, dann dauert es lange, bis die Produktivität wieder auf altem Niveau ist.
Das heißt nicht, dass man niemals Updates machen sollte: Sicherheitsupdates seien notwendig und ansonsten müsse man sicherstellen, dass der Nutzen die mögliche Pein überwiegt.
Warum aber wechseln Softwarefirmen das UI? Eine Möglichkeit, wo sie mehr Schritte zur Seite als nach vorne machen, sei dass die UI-Designer sich langweilen würden und irgendwas tun, um ihre Arbeitsplätze zu rechtfertigen.
After years of aspiring to improve software usability, I've come to the extremely humbling realization athat the single best thing most companies could do to improve usability is to stop changing the UI so often! Let it remain stable long enough for us to learn it and get good at it. There's no UI better than one you already know, and no UI worse than one you thought you knew but now have to relearn.
Eine weitere Theorie ist, dass Softwarefirmen ab einer gewissen Größe einfach ihre Benutzer als gegeben hinnehmen und nicht mehr an diese denken, sondern nur noch als Bauern im Kampf gegen eine andere Firma ansehen. Bei Mozilla war es Chrome gewesen. Auch wenn Chrome 1 nicht viel an Browser gewesen sei, habe Google den Updateprozess extrem gut und fast unsichtbar gebaut, der Benutzer kriege davon kaum etwas mit dort im Gegensatz zu Mozilla. Der Updateprozess von Mozilla war schlechter, zu laut und lenkte die Benutzer von der Arbeit zu sehr ab.
Gerade dadurch ließen sie Firefox wie eine schlechte Kopie von Chrome aussehen und durch den nicht enden wollenden Fluss an Updates trieben sie die Benutzer in die Arme von Chrome, was sie damit ja genau vermeiden wollten.
Sie dachten, die Benutzer würden Firefox lieben, so dass sie die Updates tolerieren würden. Das sei aber ein Irrtum. Kein Benutzer würde ein Programm lieben, das ist keine Strategie, sondern Wunschdenken. Kein Benutzer liebt ein Programm, er toleriert es nur als die momentan gerade am wenigsten nervende Alternative, um irgendwelche Ziele zu erreichen. Entwickler haben eine emotionale Bindung zu ihrem Produkt, Benutzer aber nicht. Wenn aber die Anwendung "zu sehr saugt", dann sind sie auch schnell fort.
Marketingleute sagen immer "eine Marke ist ein Versprechen an den Benutzer." Wofür stand die Marke Firefox früher und wofür steht sie nun heute?
Intern dachte man über Firefox als den Browser, der den Benutzer endlich an die Macht lässt und alles kontrollieren lässt, was er will. Aber mit den Updates wurde genau das gebrochen, es gab nämlich keinen "ich bin glücklich mit Firefox 4"-Knopf, keinen "Ich möchte die Langzeitunterstützungsversion von Firefox nutzen"-Knopf und ähnliches. Für was auch immer Firefox mal gestanden haben mag, in vielen Köpfen ist er nun als "der Browser, der meine Addons durch ungewollte Updates unbenutzbar machte."
Inzwischen ist der Updateprozess besser, die Addons funktionieren meist danach und man braucht weniger händisches eingreifen, aber es ist zu spät. Leute, die Firefox in die Tonne warfen und weiter zogen, wird man schwer wiedergewinnen können, der Rapid Release Cycle hat Firefox guten Ruf zerstört.