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Neuer Gesellschaftsentwurf - Ideensammlung und Diskussion

Sehr interessant, was bisher geschrieben wurde, insbesondere zum Thema Geld, Zinsen und Entschuldung. Es leuchtet mir ein, dass ein System was die steigenden Zinslasten nur über Wachstum bedienen kann, nicht auf Dauer funktionieren kann, da es aufgrund begrenzter Ressourcen einfach kein unbegrenztes Wachstum geben kann.

Sicher wäre es auch wünschenswert unsere Probleme global zu lösen und in den Griff zu bekommen. Davon sind wir aber leider sehr weit entfernt ...

Was ich mir wünschen würde:

1.) Neujustierung von Zielen, Werten und Idealen

Barth hat recht, im Grundgesetz steht viel Gutes drin. Dennoch haben wir immer noch eine Gesellschaft, die in der Art einer darwinistischen Pyramdie funktioniert: Umso höher es einer darin schafft (Karriere zu machen) umso mehr wird er belohnt in Form von Geld und Macht. Es gilt Karrieremachen um jeden Preis, die darauf folgende Entlohnung in Form üppiger Managergehälter ist im Grunde das Geld mit dem wir dann korrumpiert werden, dieses System mitzubetreiben und zu erhalten.

Politikern und Managern ist vor allem eines gemeinsam: Machterhalt und Karriere haben allerhöchste Priorität - noch vor Umsetzung von Firmenzielen oder etwaigen politischen Idealen (falls noch welche da sind). Dass durch eine solche egozentrische Zielorientierung nicht viel Gutes herauskommen kann, liegt auf der Hand. GIER scheint das Leitmotiv unserer Zeit - egal ob der andere dabei zu schaden kommt, egal ob dabei die letzten Wildtiere dieser Welt zugrunde gehen, egal ob das ganze Klima der Erde kippt und wir damit im Grunde unsere Nachkommen hinrichten - hautpsache ICH kann so viel wie möglich und so schnell wie möglich in mich hineinstopfen!

Naturgegeben ist das nicht - in den Schulen (und in den Medien) wird im Grunde ja auch nichts anderes vermittelt. Die Schüler werden mit extremstem Faktenwissen traktiert, bis sie am Ende kaum noch etwas anderes wahrnehmen, und lernen es einem absurden Notensystem hinterherzuhecheln, um mit den erhofften guten Noten dann die Eintrittskarten für eine spätere Karriere zu erlangen. Manche zerbrechen daran.

Übersehen wird dabei, dass Faktenwissen nur einen eher kleinen Teil menschlicher Intelligenz und Kompetenz ausmacht. Die Entwicklung von emotionale Intelligenz (Empathie, Integrität und Persönlichkeit) wird völlig dem Zufall überlassen, teamorientiertes Vorgehen nicht gelernt. Mindestens genauso wichtig wie Faktenwissen wäre aber das Erlernen eines eigenständigen lösungsorientierten Vorgehens. Die wenigsten sind später in Berufen, wo sie das was sie in der Schule gelernt haben, auch nutzen können; aber über eigenständige lösungsorientierte Vorgehensstrategien verfügen sie nicht; Teamorientierung bleibt um Grunde ein Fremdwort und die Entwicklung emotionaler Intelligenz dem Zufall überlassen.

Wenn wir eine andere Gesellschaft wollen, müssen wir unsere Werte in den Schulen auch vermitteln, müssen weggehen vom vollstopfen mit sinnlosen Fakten, müssen in unseren Schulen wieder Spass und Vertrauen statt Stress vermitteln, und unseren Kindern helfen zu vollausgebildeten kompetenten Persönlichkeiten zu werden, statt labile Menschen zu "produzieren" die sich dann mehr oder weniger erfolgreich an der darwinistischen Karriereleiter versuchen.

Eine grundlegende Reform unseres Schulsystems ist Voraussetzung einer besseren Gesellschaft! Wir müssen dazu aber auch bereit sein, wesentlich mehr in unser Bildungssystem zu investieren.


2.) Regierung und Entscheidungsfindung

Ein schwieriges Thema, zugegeben. Heute sehen wir übermüdete und erschöpfte Politiker, die ungeheure Energien in den eigenen Machterhalt und in ihre Wiederwahl stecken und kaum noch Zeit finden, sich für ihre ursprünglichen Anliegen einzusetzen. Und kaum ist eine Bundesregierung gewählt, wird sie durch die permanent folgenden Landtagswahlen ja wieder demontiert. Unsere Republik ist so weitgehend blockiert, das muss irgendwie aufgelöst werden.

Wir haben heute Bundesebene, Landesebene, kommunale Ebene und dazwischen noch Landkreise und Regierungsbezirke. Ich würde das im Sinne einer 3-Ebenen-Struktur vereinfachen und die alten "Länder" dabei auflösen, sodass nur noch der Bund, ca. 100 Regionen als zweite Kammer und die Kommunen überbleiben. Im Bund müssten auch direkt gewählte, parteilose Abgeordnete möglich sein (vielleicht 50/50 wie von Ganzbaf vorgeschlagen).

Und ja - es braucht ein Rotationsprinzip. Wir brauchen keine Nasen die an ihren Posten kleben, wir haben genug fähige Menschen unter uns, sodass wir auch keine Dauerpolitiker brauchen, die im Laufe der Zeit jeglichen Bezug zur Basis verlieren. "Macht" ist wie eine Droge, ein Rauschgift - wie jeder der es schon einmal erlebt hat, sicher bestätigen kann; dessen sollten wir uns immer bewusst sein. Da wo Rotation möglich ist, muss sie deshalb auch gemacht werden (quasi als "Entziehungskur").

Auf kommunaler Ebene sollten wir stärker auf "kollektive Entscheidungsgremien" setzen (Shirleys "Räte?") an denen sich jeder Bürger der möchte, auch beteiligen kann. Wir brauchen keine protzigen Oberbürgermeister, das bisschen kommunale Politik kann der Bürger auch selber!

Und natürlich - als zentrales Element - auf allen Ebenen mehr Bürgerentscheide zu wichtigen Themen - das ist mit den modernen Technologien problemlos machbar. Mehr direkte Demokratie!

Und wir brauchen Transparenz in der Politik. Die Zeit der Mauscheleien hinter verschlossenen Türen muss vorbei sein. Alle Einnahmen und Ausgaben der Behörden müssen einzeln im Internet nachlesbar sein, auch um die permanenten Verschwendungen von Steuergeldern transparent zu machen und nachhaltig zu stoppen. Gleiches gilt für die Gehälter und Bezüge von Abgeordneten.


3.) Unabhängige Medien / Lobbyismus

Alle demokratischen Regierungen sind zum Scheitern verurteilt, solange die "Meinungsmacher" in den Händen einseitiger politischer Interessengruppen oder konservativer Grosskonzerne sind, und Wahlen oder Bürgerentscheide darüber gelenkt und manipuliert werden können.

Mediale Grosskonzerne müssen in einzelne, unabhängige Unternehmungen transformiert werden, an denen vor allem die Mitarbeiter die grössten Unternehmensanteile halten. Leute wie Murdoch, Springer oder Burda, die sich ganze Medienkonzerne zusammenkaufen, haben da im Grunde nichts verloren und werden enteignet und ggf. zu einem kleinen Anteil entschädigt. Wir brauchen unabhängige Medien!

Die Enflussnahme der Parteien auf die Öffentlich Rechtlichen Sendeanstalten wird beendet.

Jeglicher Lobbyismus als versuchte Einflussnahme auf die Entscheidungen gewählter Regierungen wird untersagt - es ist nicht im geringsten einzusehen wieso diese einseitigen Beeinflussungen weiterhin toleriert werden sollten!


4.) Wirtschaftliche Leitlinien

Derzeit sind wir Exportjunkies. Das geht aber in der Tat nur mit billigen Löhnen, und nur wenige profitieren davon - was aber fatalerweise zur Folge hat, dass der Binnenmarkt aufgrund der zunehmenden Armut der Leute verödet. Hier muss dringend umgesteuert werden, damit man aus dem brutalen Konkurrenzdruck des globalen Wettbewerbs wieder herauskommt und auch wieder den Binnenmarkt belebt.

Freiwillig wird das sicher nicht geschehen, den Managern ist es egal womit die schnelle Mark gemacht wird.

Ausserdem hat man sich in den Grosskonzernen seit Jahren auf die Fahnen geschrieben: "Industrialisierung" und "Internationalisierung". D.h., die Fertigungen werden so standardisiert, dass man jedes Teil überall produzieren kann - nämlich genau da wo es am billigsten ist. Das hat zur dramatischen Verlagerung von Produktionen und Arbeitsplätzen ins Ausland geführt, und führt zu dem Aberwitz den man tagtäglich auif den Strassen beobachten kann, wo Güter und Halbfertigproduktre ohne Rücksicht auf unsere Umwelt kreuz und quer durch Europa gefahren werden, eben immer dahin wo der nächste Arbeitsschritt am billigsten ist. Nebenbei führt dieser Effekt zu Arbeitslosigkeit, Lohnsenkungen und zur Entmenschlichung der Arbeit, weil wir alle nur noch einzelne kleine Rädchen im Werk des Gesamten geworden sind, die irgendwo eine kleine (ersetzbare) Funktion haben.

Ein verantwortliches Handeln der Manager kann ich da nicht mehr erkennen. Überhaupt, wurde die Personifizierung des alten Firmenpatriarchen, der sich um seine Belegschaft mit Sozialleistungen, Werkswohngen u.Ä. gekümmert hat, ersetzt durch den geschmeidigen schneidigen Manager, der nur noch Quartalsergebnisse im Blick hat und den nur noch intressiert was im Sinne seiner Aktionäre "hinten rauskommt". Die alte Deutschland-AG der alten Bundesrepublik ist tot.

Wir brauchen aber wieder mehr regionale zusammenhängende Produktionen, mehr dezentrale Kompetenz in den Unternehmen, und dürfen nicht alles nur wenigen oft grössenwahnsinnigen Managern auf Gedeih oder Verderb überlassen. Statt Fusionierungen sind Dezentralisierungen gefragt, zu grosse Konzerne müssen in wieder handhabbare Unternehmen zerlegt werden. Die Menschen sollten an ihren Unternehmen beteiligt sein, sowohl an den Werten wie auch an den Entscheidungen - dann werden auch wieder verantwortliche Entscheidungen im Sinne Aller getroffen!


5.) Infrastuktur

Früher hatten wir behäbige Staatskonzerne wie Post und Bahn, in denen sich die "Beamten" hinter wuchtigen Schaltern verschanzten und der Kunde zum Bittsteller degradiert wurde. Eine Modernisierung war offensichtlich nötig, statt dessen entschied man sich aber für die Privatisierung der Staaatsunternehmen. Aus meiner Sicht ein gravierender Fehler:

Die Bahn hat einfach alle unrentablen Strecken stillgelegt und investiert nur noch in wenige Megaprojekte wie neue ICEs oder gigantische Bauvorhaben a la Stuttgart 21. Kleinbahnhöfe veröden oder verschwinden, die Bahn hat selbst nichtmal mehr ein Herz für ihre historischen Betriebsstätten und lässt die einfach abwracken. Profit wurde zur einzigen Maxime.

Ähnliches bei Post- und Telekom-Diensten: Ein wirklich überregionaler Ausbau von schnellen Datennetzen wird nur da vorgenommen wo es sich lohnt, auf dem Land sitzt man nur allzuoft in der digitalen Datenöde.

Ganz schlimm ist es im Energiesektor, wo sich vier Anbieter den ganzen Markt aufteilen, ungeheure Profite erwirtschaften aber jegliche Invesitionen in fortschrittliche erneuerbare Energien blockieren.

Meiner Meinung nach gehören zentrale Infrastrukturen wie Bahn, Strasse, Energie und Datennetze nicht in die Hand von privaten profitorientierten Unternehmen. Jeder sollte die Möglichkeit zu einem schnellen günstigen Datenanschluss haben, egal wo er wohnt. Die Entwicklung fortschrittlicher Transport- und Energiekonzepte sollte massiv gefördert werden, und gehört alleine deshalb bis zu einem gewissen Grad auch in öffentliche Hand.


6.) Geld und Spekulation

Dazu wurde hier im Thread ja schon viel geschrieben, ich wills deshalb kurzmachen: Bei den Banken muss eindeutig mehr stattliche Kontrolle ausgeübt werden um unverantwortliche Zockereien zu unterbinden.

Es muss eine allgemeine Entschuldung angestrebt werden. Da wir aber eingebettet in die internationalen Finanzmärkte sind, ein schwieriges Thema.


7.) Bundeswehr

Wenns nach mir ginge, Rückbeschränkung auf den ursprünglichen Verteidigungsauftrag, maximal Beteiligung an (friedlichen) UNO-Missionen. Das mitspielen wollen bei den "Weltpolizisten" führt offensichtlich zu nix Gutem, zumal die Motive der USA oft alles andere als uneigennützig sind, und die USA durch ihre imperialistische Politik der Vergangenheit massgeblich zu vielen Eskalationen, mit deren Auswirkungen wir uns heute herumschlagen müssen, beigetragen haben.

Eine kleine Truppe a la Schweiz sollte da eigentlich reichen.


8.) Aussenpolitik

Verzicht auf Muskelspielchen, Kooperation statt Belehrungen, fördern positver Entwicklungen bei anderen Staaten die das auch wollen.


9.) Einwanderungspolitik

Ich finde es aberwitzig, in welchem Masse sich unsere Firmen weigern, in interne Ausbildung zu investieren, dann aber in Boomzeiten nach (internationalen) Facharbeitern schreien. Dann wieder spielt ein Sarrazzin den wilden Mann und vereinigt alle nur denkbaren Vorurteile in seiner Person. Das sollte man mal wieder auf ein normales vernünftiges Maß zurückfahren. Eine gewissen Durchmischung der Kulturen hat es schon immer gegeben und kann eigentlich auch nur förderlich sein, solange man es nicht übertreibt und Szenarien und Milieus erzeugt die zu Konflikten und Unzufriedenheit führen.

Ein gewisse, geregelte Einwanderung sollte möglich sein, aber wir können sicher nicht freies Aufnahmeland für alle Problemländer werden. Wer hier leben will, sollte auch bereit sein sich in Kultur und Sprache auch einzubringen und zu integrieren. Hysterie oder Fremdenfeindlichkeit sollten wir aber vermeiden.


10.) Umsetzung

Das ist sicher der schwierigste Punkt. Aus meiner Sicht müssen wir über die Werte, Ideale und Ziele anfangen zu diskutieren, weil alles andere ergibt sich eigentlich daraus.

Wollen wir eine Gesellschaft, in der die die Hauptmaxime die persönliche Bereicherung ist - ganz egal was mit unserer Umwelt, unseren Mitmenschen oder unserer Nachwelt passiert - oder wollen wir etwas mehr, nämlich ein friedliches, faires, kreatives und gedeihliches Miteinander, in dem auch andere Arten einen Platz haben, und auch für unsere Nachwelt noch eine lebenswerte Erde überbleibt.

Wenn wir das wollen, bleibt uns nichts übrig als in unseren ganz privaten Lebensbereichen darüber zu diskutieren, versuchen etwas davon umzusetzen, so schwierig das auch sein mag, und vor allem auch dafür zu streiten, dass das auch endlich einmal in unseren Schulen vermittelt wird statt nur weitgehend sinnloses Faktenlernen. Unsere Kinder sind unsere Zukunft.

Das Gefühl, dass in unserer Gesellschaft etwas massiv fehlläuft, ist inzwischen ja weit verbreitet - also müsste es doch möglich sein, darüber auch eine gesellschaftliche Diskussion zu entzünden, die weit über das übliche Parteiengezänk hinausgeht, und in der es um die wirklich wichtigen Themen unserer Zukunft geht. Solche lokalen Bewegungen wie um Stuttgart 21 zeigen doch, dass bei vielen die Bereitschaft, einfach alles hinzunehmen, am Ende ist, und dass der Wille zur Mitgestaltung besteht.

Roya
 
Unser ganzes Wirtschaftssystem basiert auf ständigem Wachstum - und genau das ist das Problem.
Selbst wenn wir kein exponentielles Wachstum bräuchten und auch ein lineares Wachstum reichen würde:
Irgendwann würden wir an den Punkt kommen, an dem wir immer mehr Güter produzieren, die wir überhaupt nicht brauchen.

Schon jetzt wird die Nachfrage nach diesen Gütern künstlich hochgehalten:
Von den Herstellern, die uns durch Werbung ein Konsumbedürfnis suggerieren und ihre Produkte mit eingebauter Selbstzerstörung (möglichst kurz nach dem Garantieende) ausstatten.
Und vom Staat, der z.B. mit der Abwrackprämie den Markt angekurbelt hat, aber auch mit immer strengeren (und dabei immer weniger sinnvollen *) Abgasvorschriften und Umweltplaketten den für Deustchlands Wirtschaft essentiell notwendigen Automarkt künstlich hoch hält.
Bezahlt wird dieser stetig erhöhte Konsum und die immer stärke Unterstützung der Märkte (und damit direkt die Gewinne der Unternehmen) letztlich von den Konsumenten und den Steuerzahlern. Also von der Allgemeinheit.

Selbst bei einem stetigen, linearen Wachstum kommen wir da aber irgendwann an einen Punkt, an dem das Wachstum der Wirtschaft eben mit dem Wachstum der Allgemeinheit nicht mehr mithalten kann. Z.B. weil die Menge Allgemeinheit (und damit die ihre Arbeitsleistung) eben limitiert ist und auch durchaus mal negativ werden kann. Kurze Wirtschaftsrückgänge/Regressionen kann das System überbrücken - aber bei einer längeren Regression wird das System instabil und bricht in sich zusammen.

Schon jetzt sind wir an einer Phase angelangt, in der es statt eines Wirtschaftswachstums langfristig eher eine Verschiebung des Kapitals gibt - von unten nach oben. Während die Arbeiter im Verhältnis immer weniger verdienen an ihrer Arbeit steigen die Verdienste derer, die über Kapital verfügen, zunehmend. Das hängt auch mit dem von Barth erwähnten Zinssystem zusammen. Und es ist weniger ein Problem der Marktwirtschaft an sich.
Aber es ist auch ein Problem des Kapitalismus an sich, ein Problem der Tatsache, dass man mit Kapital wieder Kapital verdienen kann. Mehr Kapital, als man mit einfacher Arbeit aufbauen kann. Und dass man vom Staat genau dabei geschützt wird. Z.B. durch Patente und Monopole und Gesetze, die es im Zweifel den Arbeitern verbieten, sich gegen Kapitalisten zur Wehr zu setzen durch kollektive Arbeitsverweigerung und dergleichen.

Die Frage ist also nicht: Kracht dieses System zusammen? Die Frage ist nur: Wann kann die Masse der Allgemeinheit den stetig wachsenden Kapitalbedarf der Kapitalisten (zu der durchaus auch große Teile der Allgemeinheit selbst gehören, z.B. durch Aktienanteile usw.) nicht mehr länger befriedigen, so dass das System in sich zusammenbricht?


* Anm:
Es macht durchaus Sinn, den Schadstoffausstoß eines PKW (ohne Kat) von z.B. 1200 mg auf 600mg, also um 50% zu reduzieren. Es macht sogar weiter Sinn, in einer neuen Stufe diese Abgase noch mal um 50% zu reduzieren, also von 600mg auf 300mg. Und eventuell kann man noch mal weitergehen und eine weitere Stufe einführen und noch mal um 50% reduzieren, von 300mg auf 150mg.

Aber es macht aus Umweltgesichtspunkten überhaupt keinen Sinn, die Abgaswerte per Gesetz alle 4 Jahre um 50% zu reduzieren. Denn auch das ist eine Exponentialfunktion, nur eben eine abnehmende. Und während man am Anfang spektakuläre Erfolge feiern kann, wenn man alle 10 Jahre die Autos durch neue Ersetzt, kommt man recht schnell an den Punkt, an dem es weitaus Sinnvoller ist die Autos so lange wie möglich zu nutzen. Ohne indirekt (z.B. über saftige Steuern) Fahrverbote und Strafen wegen neuer Abgasnormen zu verhängen.
Einfach weil die Produktion und die Entsorgung eines neuen PKW die Umwelt wesentlich mehr versaut als ein PKW, der auf den 20 000km, die er pro Jahr fährt, statt 75mg Dreck nur noch 37mg Dreck pro km in die Umgebung bläst.
 
...Schon jetzt wird die Nachfrage nach diesen Gütern künstlich hochgehalten:
Von den Herstellern, die uns durch Werbung ein Konsumbedürfnis suggerieren und ihre Produkte mit eingebauter Selbstzerstörung (möglichst kurz nach dem Garantieende) ausstatten....
Danke dass Du das ansprichst - das halte ich für einen ganz wesentlichen Punkt. Die Herstellung von Produkten mit absichtlich eingebautem Verschleiss ist eine riesige Sauerei - sowohl gegenüber den Konsumenten wie gegenüber der Umwelt, deren Ressourcen für so einen Mist verschleudert werden.

Wir könnten eine ganz andere - reale - Wertschöpfung haben, wenn man das unterbinden würde, und statt dessen auf möglichst langlebige Produkte setzen würde.
 
Stimmt schon, nur: Selbst wenn es aufgrund was auch immer zu solchen "Umbauten" kommen sollte, denke ich, dass die Übergangszeiten so chaotisch würden, dass man wohl relativ schnell wieder auf den Status quo ante zurückkäme.

Zum Thema Nachhaltigkeit: Gerade gestern habe ich mit einer Kollegin über die heutigen Ansprüche an Wohnraum etc. gesprochen. Ich wohne bis Ende der Woche vorübergehend in der alten Wohnung meiner Großeltern. Wenn ich zurückdenke, wieviele Personen früher darin wohnten, wie eng es zu ging, dass die eigentlich nur einen relativ kleinen Schrank im Wohnzimmer hatten, une einen Kleiderschrank im Schlafzimmer ... und es ging! Heutzutage braucht man eine Schrankwand, die entweder aus "Plastik" ist oder ein Vermögen kostet und 3m lange Kleiderschränke dazu noch.Solange der Einzelne sich da nicht grundlegend ändert, sehe ich wenig Chancen für einen Umbau.
 
schöne wünsche, Roya, mit denen ich weitgehend in übereinstimmung bin.

"Wenn wir eine andere Gesellschaft wollen, müssen wir unsere Werte in den Schulen auch vermitteln, müssen weggehen vom vollstopfen mit sinnlosen Fakten, müssen in unseren Schulen wieder Spass und Vertrauen statt Stress vermitteln, und unseren Kindern helfen zu vollausgebildeten kompetenten Persönlichkeiten zu werden, statt labile Menschen zu "produzieren" die sich dann mehr oder weniger erfolgreich an der darwinistischen Karriereleiter versuchen."

grundsätzlich stimme ich mit dir überein, allerdings stellt sich mir die frage der zeitlichen abfolge. meine überlegungen hierzu:

beginnen wir damit, die schulen zu reformieren und unsere kinder zu mehr emphatie, teamfähigkeit und zum miteinander zu erziehen, obwohl sich die (ellenbogen-)gesellschaft noch nicht geändert hat, dann kann es passieren, sobald sie in den beruf eintreten, dass sie aus reinem selbstschutz das in der schule erlernte schnell wieder vergessen. einen knacks hat es dann aber schon gegeben.

ändert sich die gesellschaft, aber es wurde verpaßt, den kindern in den schulen diese eigenschaften zu vermitteln, so sind wir in kürzester zeit wieder dort, wo wir zu anfang waren.

es erscheint fast wie die frage nach dem huhn oder dem ei. vielleicht mag es möglich sein, dass sich beides, gesellschaftänderung wie auch bildungsreformation schritt für schritt annähern.


"Jeglicher Lobbyismus als versuchte Einflussnahme auf die Entscheidungen gewählter Regierungen wird untersagt - es ist nicht im geringsten einzusehen wieso diese einseitigen Beeinflussungen weiterhin toleriert werden sollten!"


ich frage mich, wie soll das gemacht werden? es kann nicht verboten werden, dass ein politiker mit einem menschen spricht, der in einem unternehmen arbeitet. ob das gespräch dann dem lobbyismus zugeordnet werden kann, das ist auffassungssache des einzelnen. zudem möchte ich anmerken, dass es auch den sozialen lobbyismus gibt. ohne diesen sähe die gesetzeslage für sozial schwache oder für menschen mit behinderungen um einiges schlechter aus.


"Derzeit sind wir Exportjunkies. Das geht aber in der Tat nur mit billigen Löhnen, und nur wenige profitieren davon - was aber fatalerweise zur Folge hat, dass der Binnenmarkt aufgrund der zunehmenden Armut der Leute verödet. Hier muss dringend umgesteuert werden, damit man aus dem brutalen Konkurrenzdruck des globalen Wettbewerbs wieder herauskommt und auch wieder den Binnenmarkt belebt."

diese aussage emfinde ich als sehr pauschal. große export-unternehmen wie vw oder daimler zahlen keine billiglöhne. im gegenteil, ich sehe das problem der hungerlöhne eher im dienstleistungsbereich des binnenmarktes. z. b. küchenhilfen, reinigungskräfte oder gewerke wie bäcker und friseure. nicht wenige, die noch zusätzlich leistungen vom staat brauchen, um über die runden zu kommen. wir müssen endlich wieder dorthin kommen, dass arbeit angemessen vergütet wird. und das bedeutet nicht, dass für 4 wochen arbeit umgerechnet 2 bezahlt werden. besonders möchte ich die pflegeberufe erwähnen. um von einem mir bekannten altenheim und deren schichtsystem zu sprechen: f1, f2, f3-frühschichten. verschiedene tagschichten, s1, s2, s3-spätschichten, dazu 2 verschiedene nachtschichten und am wochenende verschiedene teildienste, sprich mit 3 stunden pause zwischen. diese schichten können sich von heute auf morgen ändern, weil die personaldecke zu dünn ist. arbeit mit menschen muss endlich entsprechend honoriert werden. der mensch ist kein drittklassiges stück ware. z. b. verdienen die arbeiter bei vw weit mehr wie eine pflegekraft, obwohl die tätigkeiten von der körperlichen beanspruchung her vergleichbar sind.


@ Loredana

ich verstehe nicht ganz, wo nun dein kritikpunkt ist. an der art und form der kleiderschränke oder darüber, dass die menschen mehr vereinzelt leben? würde ich mit meiner verwandschaft in einem haus leben, dann hätte dies wohl schon zu mord und totschlag geführt. ich bin sehr glücklich darüber, dass ich hinter mir die türe schliessen kann und für mich bin. es stellt sich die frage, waren die menschen auf engstem raum zusammen wirklich glücklich oder "ging" es nur?
 
beginnen wir damit, die schulen zu reformieren und unsere kinder zu mehr emphatie, teamfähigkeit und zum miteinander zu erziehen, obwohl sich die (ellenbogen-)gesellschaft noch nicht geändert hat, dann kann es passieren, sobald sie in den beruf eintreten, dass sie aus reinem selbstschutz das in der schule erlernte schnell wieder vergessen. einen knacks hat es dann aber schon gegeben.

ändert sich die gesellschaft, aber es wurde verpaßt, den kindern in den schulen diese eigenschaften zu vermitteln, so sind wir in kürzester zeit wieder dort, wo wir zu anfang waren.

Es gibt in der Schulpädagogik eine These: die Gesellschaft reproduziert sich durch die Schulen. Ändert sich die Gesellschaft, dann ändern sich also nach der These auch zwangsweise die Schulen.
 
Hallo,
ich habe gerade ein bisschen zeitliche Schwierigkeiten, immer schnell und rechtzeitig zu antworten. Ich versuchs aber mal:


Zum Thema Lobbyismus (und Parteispenden):
"Jeglicher Lobbyismus als versuchte Einflussnahme auf die Entscheidungen gewählter Regierungen wird untersagt - es ist nicht im geringsten einzusehen wieso diese einseitigen Beeinflussungen weiterhin toleriert werden sollten!"
ich frage mich, wie soll das gemacht werden? es kann nicht verboten werden, dass ein politiker mit einem menschen spricht, der in einem unternehmen arbeitet. ob das gespräch dann dem lobbyismus zugeordnet werden kann, das ist auffassungssache des einzelnen. zudem möchte ich anmerken, dass es auch den sozialen lobbyismus gibt. ohne diesen sähe die gesetzeslage für sozial schwache oder für menschen mit behinderungen um einiges schlechter aus.
Gute Frage.

Worum es mir aber ging, ist dass es seitens der Industrie oft Empfänge und Veranstaltungen gibt, die ganz gezielt dazu dienen "Promotion" in der Politik für ihre Zwecke zu machen. Das erscheint mir ... hm ... naja, irgendwie "unanständig", da der normale Bürger es sich nicht leisten kann Politiker auf Sektempfängen mit Lekkerlies zu verköstigen und zu belabern. Und wieso soll die Politik einem Vorstandsvorsitzenden z.B. eines Energiekonzerns mehr Gehör schenken als den Bürgern, die sie ja schliesslich gewählt haben.

Sicher macht es keinen Sinn, Gespräche zu verbieten. Aber es muss die Aufmerksamkeit geschärft werden für das, was da eigentlich passiert. Macht z.B. die Hotel-Lobby einer Partei fette Parteispenden und setzt diese dann im Gegenzug für diese Branche Steuererleichterungen durch, stinkt das einfach zum Himmel.

Ich finde sowetwas kann und darf nicht so einfach hingenommen werden.


Zum Thema Kaufkraft (Exportlastigkleit) und Entlohnungen
"Derzeit sind wir Exportjunkies. Das geht aber in der Tat nur mit billigen Löhnen, und nur wenige profitieren davon - was aber fatalerweise zur Folge hat, dass der Binnenmarkt aufgrund der zunehmenden Armut der Leute verödet. Hier muss dringend umgesteuert werden, damit man aus dem brutalen Konkurrenzdruck des globalen Wettbewerbs wieder herauskommt und auch wieder den Binnenmarkt belebt."
diese aussage emfinde ich als sehr pauschal. große export-unternehmen wie vw oder daimler zahlen keine billiglöhne. im gegenteil, ich sehe das problem der hungerlöhne eher im dienstleistungsbereich des binnenmarktes. z. b. küchenhilfen, reinigungskräfte oder gewerke wie bäcker und friseure. nicht wenige, die noch zusätzlich leistungen vom staat brauchen, um über die runden zu kommen. wir müssen endlich wieder dorthin kommen, dass arbeit angemessen vergütet wird. und das bedeutet nicht, dass für 4 wochen arbeit umgerechnet 2 bezahlt werden. besonders möchte ich die pflegeberufe erwähnen. um von einem mir bekannten altenheim und deren schichtsystem zu sprechen: f1, f2, f3-frühschichten. verschiedene tagschichten, s1, s2, s3-spätschichten, dazu 2 verschiedene nachtschichten und am wochenende verschiedene teildienste, sprich mit 3 stunden pause zwischen. diese schichten können sich von heute auf morgen ändern, weil die personaldecke zu dünn ist. arbeit mit menschen muss endlich entsprechend honoriert werden. der mensch ist kein drittklassiges stück ware. z. b. verdienen die arbeiter bei vw weit mehr wie eine pflegekraft, obwohl die tätigkeiten von der körperlichen beanspruchung her vergleichbar sind.
Stimmt.

Mir sind da auch selber Wiedersprüche aufgefallen, z.B. werden ja jetzt im Zuge des Aufschwungs tatsächlich auch wieder Lohnerhöhungen beschlossen. Dennoch meine ich, ist es gefährlich so Export-abhängig zu sein, und den Binnenmarkt, sprich die Kaufkraft der Leute hier, hier so stark zu vernachlässsigen.

Mit dem unterbezahlten Dienstleistungsbereich hast Du natürlich recht - aber man kann den auch als einen Bereich sehen, in den der Produktionsbereich der Exportwirtschaft letztendlich eingebettet ist, und durch dessen billige Dienstleistungen im Grunde auch die Produktionsbereiche getragen werden. Hier wird der durch entfremdete Arbeitszusammenhänge stresskranke Mensch wieder zusammengeflickt und wieder arbeitsbereit gemacht (oder entsorgt, äh gepflegt).

Würde man hier gerechte Löhne zahlen würde das gesamte Gesundheits- und Pflegesystem - so schlecht und pharmaindustriefreundlich es heute organisiert ist - durch die permanent steigenden Anforderungen vollends alle Kostenrahmen sprengen. Was jetzt nicht heissen soll, dass ich das wie es ist, für gut halte.


Thema Schulsystem und Werte
Wenn wir eine andere Gesellschaft wollen, müssen wir unsere Werte in den Schulen auch vermitteln, müssen weggehen vom vollstopfen mit sinnlosen Fakten, müssen in unseren Schulen wieder Spass und Vertrauen statt Stress vermitteln, und unseren Kindern helfen zu vollausgebildeten kompetenten Persönlichkeiten zu werden, statt labile Menschen zu "produzieren" die sich dann mehr oder weniger erfolgreich an der darwinistischen Karriereleiter versuchen."

grundsätzlich stimme ich mit dir überein, allerdings stellt sich mir die frage der zeitlichen abfolge. meine überlegungen hierzu:

beginnen wir damit, die schulen zu reformieren und unsere kinder zu mehr emphatie, teamfähigkeit und zum miteinander zu erziehen, obwohl sich die (ellenbogen-)gesellschaft noch nicht geändert hat, dann kann es passieren, sobald sie in den beruf eintreten, dass sie aus reinem selbstschutz das in der schule erlernte schnell wieder vergessen. einen knacks hat es dann aber schon gegeben.

ändert sich die gesellschaft, aber es wurde verpaßt, den kindern in den schulen diese eigenschaften zu vermitteln, so sind wir in kürzester zeit wieder dort, wo wir zu anfang waren.

es erscheint fast wie die frage nach dem huhn oder dem ei. vielleicht mag es möglich sein, dass sich beides, gesellschaftänderung wie auch bildungsreformation schritt für schritt annähern.

Ich glaube nicht, dass Heranwachsende, die über eine stärkere Persönlichkeit, höhere menschliche Integrität und soziale Kompetenz (auch im Sinne von z.B. Teamfähigkeit) und vor allem stärkere eigenständige Lösungskompetenz verfügen, in der heutigen Gesellschaft schwächer dastehen - eher im Gegenteil. Genau das sind Eigenschaften, die man heute bei Berufsanfängern oft schmerzlich vermisst. Das ganze erlernte Faktenwissen ist i.d.R. mehr oder weniger unbrauchbar, aber es fehlt an sozialer Kompetenz, Teamfähigkeit und konsequentem lösungsorientiertem Vorgehen.

Anders mag es bei den Werten und Idealen aussehen, zugegeben.

Der These die Barth zitiert:
die Gesellschaft reproduziert sich durch die Schulen. Ändert sich die Gesellschaft, dann ändern sich also nach der These auch zwangsweise die Schulen.
ist im Kern zwar nachvollziehbar, ich halte sie dennoch für zu kurz gegriffen.

Es gab schon immer Versuche anderer Schul- und Lernsysteme, eines der bemerkenswertesten ist A.S. Neills Summerhill. In Deutschland in der antiautoritären Bewegung zwar gründlich missverstanden, existiert es aber heute nach ca 90 Jahren (!) immer noch - und es gibt inzwischen auch jede Menge Berichte und Bücher ehemaliger Schüler. Aus denen wird ersichtlich, dass dieses freiheitlichere Erziehungssystem von der grossen Mehrheit der Schüler auch im Nachhinein positiv und auch im Hinblick auf die spätere berufliche Entwicklung keineswegs benachteiligend gesehen wurde.

Homepage: A. S. Neill's Summerhill School

Wikipedia: Summerhill

Das Beispiel zeigt zumindest, dass man schon heute etwas ändern kann. Widerstände seitens der eher konservativ denkenden Schicht unserer Gesellschaft sind natürlich zu erwarten. Aber auch diese Schicht kann mit der z.B. gerade in der Finanzkrise wieder offensichtlich zutage getretenen Skrupellosigkeit und dem Verlust aller ethischen Werte eigentlich auch nicht zufrieden sein. Ich denke es ist eine Frage der Argumentation und der Vermeidung von Lagerdenken, wenn man hier etwas bewegen will. Für möglich halte ich es.
 
Zum Thema Lobbyismus (und Parteispenden)

Sicher macht es keinen Sinn, Gespräche zu verbieten. Aber es muss die Aufmerksamkeit geschärft werden für das, was da eigentlich passiert. Macht z.B. die Hotel-Lobby einer Partei fette Parteispenden und setzt diese dann im Gegenzug für diese Branche Steuererleichterungen durch, stinkt das einfach zum Himmel.

Ich finde sowetwas kann und darf nicht so einfach hingenommen werden.

nun, zum einen könnte man darüber nachdenken, ob man die vorgeschlagene regel von 2 legislaturperioden, die abgeordnete und regierung im amt bleiben können auf eine senkt. wenn sich der bundestag aus 50% parteiangeschlossenen und aus 50% parteilosen abgeordneten zusammensetzt, dann wird es für unternehmen sehr schwer, die parteilosen abgeordneten zu manipulieren. 5 jahre sind eine kurze zeit, um festzustellen, wie der abgeordnete "gepolt" ist.

zum anderen werden parteispenden für parteien, die im bundestag vertreten sind, untersagt. die bekommen ohnehin schon wahlkampfgelder. persönlich würde ich es zwar bedauern, wenn ich keine kugelschreiber mehr schnorren könnte, aber was tut man nicht alles für das gemeinwohl....? zudem dient es der umwelt, wenn einem im wahlkampf nicht alle 10 meter eine nase ins gesicht stiert.

Zum Thema Kaufkraft (Exportlastigkleit) und Entlohnungen

Mit dem unterbezahlten Dienstleistungsbereich hast Du natürlich recht - aber man kann den auch als einen Bereich sehen, in den der Produktionsbereich der Exportwirtschaft letztendlich eingebettet ist, und durch dessen billige Dienstleistungen im Grunde auch die Produktionsbereiche getragen werden. Hier wird der durch entfremdete Arbeitszusammenhänge stresskranke Mensch wieder zusammengeflickt und wieder arbeitsbereit gemacht (oder entsorgt, äh gepflegt).

Würde man hier gerechte Löhne zahlen würde das gesamte Gesundheits- und Pflegesystem - so schlecht und pharmaindustriefreundlich es heute organisiert ist - durch die permanent steigenden Anforderungen vollends alle Kostenrahmen sprengen. Was jetzt nicht heissen soll, dass ich das wie es ist, für gut halte.


wie du selbst schon geschrieben hast: hebt man die löhne und gehälter an, dann entwickelt sich auch wieder der binnenmarkt. sicher ist es gefährlich, nur auf export zu setzen, zu schnell ist man abhängig.

ich denke, mit einer umverteilung und einem steuerfinanzierten gesundheits- und pflegesystem, lassen sich dann auch würdige gehälter zahlen. und für alle, die meinen, ich jammere auf hohem niveau... das mag schon sein, dass wir immer noch besser da stehen, wie die menschen in anderen ländern. die frage ist: wollen wir wirklich dorthin kommen, wo diese nun stehen?

Thema Schulsystem und Werte

Ich glaube nicht, dass Heranwachsende, die über eine stärkere Persönlichkeit, höhere menschliche Integrität und soziale Kompetenz (auch im Sinne von z.B. Teamfähigkeit) und vor allem stärkere eigenständige Lösungskompetenz verfügen, in der heutigen Gesellschaft schwächer dastehen - eher im Gegenteil. Genau das sind Eigenschaften, die man heute bei Berufsanfängern oft schmerzlich vermisst. Das ganze erlernte Faktenwissen ist i.d.R. mehr oder weniger unbrauchbar, aber es fehlt an sozialer Kompetenz, Teamfähigkeit und konsequentem lösungsorientiertem Vorgehen.

Anders mag es bei den Werten und Idealen aussehen, zugegeben.


es gibt hierzu keine vergleichswerte. ich würde mir wünschen, dass es so sein wird, wie du schreibst. und ich hoffe, dass die berufsanfänger dieser ellenbogengesellschaft gewachsen sind. wer weiss, vielleicht vermag die soziale kompetenz den ellenbogen den wind aus den segeln zu nehmen.

zu "Summerhill": wunderbar, dies kannte ich noch nicht. leider ist es eine privatschule, in der tat könnte ich mir so etwas flächendeckend vorstellen, denn ich glaube ganz gewiß, dass jeder gerne lernt, nur ist unter zwang, wie in unserem bisherigen schulsystem, das "gerne" eher zweifelhaft.
 
Es gibt ja schon lange politische Gruppierungen neben den Parteien. Bürgerinitiativen und dergleichen eben. Nur als man das Grundgesetz schrieb, dachte man damit sicherlich nicht wirklich. Ebenso findet die politische Willensbildung schon lange nicht mehr nur in den Parteien statt, die hauptsächlich nur noch sich selbst reproduzieren und damit mehr und mehr bedeutungslos werden, sondern an vielerlei Orten. Wenn die Parteien ihre Berechtigung behalten wollen und überleben wollen, dann müssen sie sich öffnen, sonst gehen alle Wahlbeteiligungen immer weiter tief nach unten in den Keller.

Das Problem an unserer Exportlastigkeit, und daher hat z.B: Frankreich ja schon öfters Lohnerhöhungen angemahnt, ist dass es die kleineren Länder (Griechenland und dergleichen) kaputt macht. Wir verhökern denen Zeug, sie nicht wirklich was im Gegenzug an uns und naja, haben den Gewinn. Tut der Wirtschaft gut, aber Europa nicht so richtig und wegen der niedrigen Löhne kommt davon bei der arbeitenden Bevölkerung nicht immer viel an, aber so funktioniert das Spiel nun einmal. Und wenn Griechenland dann nichts mehr kaufen kann, hey kein Problem, gibt's Kredite.

Dasselbe Spiel in groß macht ja China mit den USA.

Ach ja noch zu den Schulen: es gab in Deutschland ja eine Zeit, in der man sehr viel Reformpädagogik betrieb. Die ging in etwa vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1933. Mit dem dritten Reich starb das dann alles und im Nachkriegsdeutschland hatte man dafür auch keinen Sinn, das System musste einfach funktionieren.

Montessori und dergleichen stammen aus der Zeit. Die Leute waren damals wirklich in vielen Dingen weiter als wir heute in der Praxis, traurig aber wahr, wobei das nicht heisst, dass diese Reformpädagogik überall betrieben wurde. Also bitte Vorsicht. :)
 
Neuer Gesellschaftsentwurf...?

Wie waere es mit etwas altem als Bispiel?

Es git ein historisches Beispiel fuer einen wuenschenswerten Staat.

Ashoka lebete im 3. Jahrhundert v.Chr. und eroberte Indien mit Gewalt. Er konvertierte dann jedoch vom gnadenlosen Eroberer zum Buddhisten. Die weitere Regierungszeit ist ein Beweis, das der Buddhismus praktisch und in grossem Rahmen funktionert Es gab weder innere noch aeussere Unruhen oder Auseinadersetzungen. Friede, Freude, Eierkuchen - das waere zynisch gesagt, aber trifft die Wahrheit trotzdem. Ashoka setzte die Lehren des Buddha voll um. Buddhas Lehren beinhalten nicht nur MOral und Ethik, sondern ganz deutliche Aussagen zur Politik und Wirtschaft eines sozialen Gebildes wie ein Staat oder ein Koenigreich. Ashoka stellt selbst Gandhi weit in den Schatten - (obwohl es nicht recht ist, das zu vergleichen.)

Es gibt einen Historienschinken namens "Asoka – Der Weg des Kriegers" - nehmt den nicht als Wissensbasis.

Wikipedia ist auch nur sehr vage und untentschlossen darin seine Leistung zu analysieren. Nichtsdestotrotz aus Wikipedia:

"Historisch gilt Ashoka als einer der größten Herrscher der indischen Antike und als erster indischer Herrscher, der unbestritten ethische Anliegen in die Politik einbrachte. In Indien wird er bis heute als herausragendes Beispiel einer gerechten und friedfertigen Politik verehrt."

Einen perfekten Zugang, eine klare VOrstellung und eindeutige Handlungsanweisungen zur Praxis; zu einem gerechten und funktionierendem Staat und zu menschlichen Zusammenleben jedoch findet man (relativ) problemlos ueber den Buddhismus - in den schriften wird auch uber Ashkoka mehr gesagt.
 
@Barth: stell dir vor, ich hab Bücher von A.S. Neill im zarten Alter von 13 Jahren gelesen... Hatte Nachhilfe in Mathe bei einem älteren Schüler, der mich mit Büchern jeglicher Art eingedeckt hat, waren auch die dabei!

Aber in der sog. Reformpädagogik gibt es auch Ansichten, die meinen Vorstellungen total widersprechen, aber alle wird man wohl eh nicht unter einen Hut kriegen.
 
Neuer Gesellschaftsentwurf...?

Wie waere es mit etwas altem als Beispiel?
Genau.
Zum Beispiel die Reche-Mapouche, alias die "ursprünglichen Mapouche", in Chile: zu vorkolumbianischer Zeit lebten sie…
[…] in zahlenmäßig kleinen Familienverbänden, so genannten Lofches, die autarke und autonome Einheiten bildeten.
Und sie besaßen …
[…] eine gesellschaftliche Struktur, die frei von jeglicher Herrschaft war und keine festen territorialen Grenzen oder Barrieren zwischen den gesellschaftlichen Schichten kannte. Ordnung wurde durch soziale Bindungen wie Verwandtschaften oder Allianzen hergestellt, die frei eingegangen werden konnten.
Es gab (und gibt) bei den Mapouche durchaus (temporäre Kriegs-)Häuptlinge und Schamanen:
Eine wichtige Stellung in der Gemeinschaft nimmt die oder der Machi (Schamane) ein. 80 Prozent aller heutigen Machi sind Frauen.
Doch diese haben bereits zu vorkolumbianischer Zeit…
[…] zwar durchaus über Macht (im Sinne von Einfluss), nicht aber über die zur Durchsetzung von tatsächlicher Herrschaft nötigen Zwangs- und Gewaltmittel verfügt. Wer sich ihnen nicht beugen wollte, ging eigene Wege und wurde in Ruhe gelassen.
Was mir wiederum gefällt (ja ich bin in der Hinsicht unverbesserlich):
Ihr Land verwalten die Mapuche noch heute in Gemeineigentum.


Oder etwas weniger Altes als Beispiel?
Die San in Afrika:
Gab es vor 2.000 Jahren noch etwa 300.000 bis 400.000 San, so sind es heute im gesamten südlichen Afrika noch etwa 100.000. In Botswana (49.000), Namibia (38.000), Südafrika (4.500), Angola (6.000), Sambia (1.600) und Simbabwe (1.200) stellen sie nur noch eine Minderheit dar.
Ihre Gesellschaftsordnung ist gelebte Demokratie - oder Anarchie: sie …
[…] zählen zu den egalitären Gesellschaften, die sich ohne ein übergeordnetes politisches Führungssystem organisieren. Auch eine formale Rechtsprechung wird nicht ausgeübt. Verstöße gegen die moralischen Grundsätze der San werden schlimmstenfalls mit einem Ausschluss aus der Gemeinschaft geahndet.
Aufgrund ihrer nomadisierenden Lebensweise als Jäger und Sammler sind die San in relativ kleinen Gruppen …
von oft 40 bis zu höchstens 200 Menschen
… unterwegs.
Im Prinzip kann das bei uns Sesshaften auch mit Wohngebietsgruppen, Betriebsabteilungsgruppen, Uni- oder Schulgruppen verglichen werden, muss nicht unbedingt auf das Nomadentum begrenzt sein.
Diese Gruppen…
[…] setzen sich – neben verwandtschaftlichen Beziehungen – nach persönlichen Vorlieben flexibel zusammen. Über Gruppenbelange […] wird gemeinsam entschieden. Einfluss auf Entscheidungen haben hierbei individuelle Erfahrungen, Kenntnisse und Überzeugungskraft.

Also ich finde schon, dass man hier durchaus von den indigenen Völkern noch viel lernen kann, auch dass sie zivilisierter sind (und waren) als unsere derzeitige (und damalige) "westliche Zivilisation".


Btw: Dass es auch in der Gegenwart - sogar in Europa - funktioniert, zeigt zum Beispiel die Freistadt Christiana in Kopenhagen - auch wenn sie von der derzeitigen Regierung Dänemarks lieber gestern als morgen dichtgemacht werden würde.
 
Ich trage mal ein wenig "Wissenschaft statt Religion" hierher, in Form eines Links auf Youtube.

Melodysheep hat ein neues Video gemacht, aber auch alle anderen von ihm sind für mich kraftvolle Vorstellungen eines "wie könnte es sein" oder "wo geht es lang".

http://www.youtube.com/watch?v=1PT90dAA49Q

Zu begreifen, das wir nur gemeinsam auf dieser Erde überleben als Wesenheit, und auch ein bisschen ein "wie", nämlich respektvoll, mit einem klaren Blick auf das vernünftige Wesentliche, das bewahrende Nachhaltige und das umfassende Wertschätzende.

Das kann von der einzelnen Person bis zu einer Weltmacht hinauf als Grundlage des Umgangs und Handelns genommen werden.

Erkennen und Verstehen von woher und wohin, warum und wofür, mit einer wissenschaftlichen Herangehensweise..könnte auch so mancher politischen Entscheidung nicht schaden. :)

Science rules!

(und naja :) , Buddhismus hat auch schöne Regeln für das Miteinander, nur Meditieren/Nachdenken&Entspannen kann ich auch ohne Dalai oder Mönchstum)
 
Die Adventszeit beginnt bald, also auch mal Zeit, einfach DANKE zu sagen!

[video=youtube;3it513CBXHw]http://www.youtube.com/watch?v=3it513CBXHw[/video]
 
"Wissenschaft statt Religion"
Ziemlich genau meine Meinung, wenns plakativ sein soll. Umgekehrt wuerd ichs nie sagen.

Zu begreifen, das wir nur gemeinsam auf dieser Erde überleben als Wesenheit, und auch ein bisschen ein "wie", nämlich respektvoll, mit einem klaren Blick auf das vernünftige Wesentliche, das bewahrende Nachhaltige und das umfassende Wertschätzende.
Genau.

Erkennen und Verstehen von woher und wohin, warum und wofür, mit einer wissenschaftlichen Herangehensweise..könnte auch so mancher politischen Entscheidung nicht schaden. :)
Sehr richtig.

(und naja :) , Buddhismus hat auch schöne Regeln für das Miteinander, nur Meditieren/Nachdenken&Entspannen kann ich auch ohne Dalai oder Mönchstum)
! Ich schmeiss mich weg. :) Du bist nicht auf dem Holzweg. Und da gehts weiter:

What the Buddha taught - Google Books
 
üblicherweise mache ich nicht für irgendwelche filmchen, noch weniger für sender werbung.

doch heute, beim gewissenberuhigenden vegetarischen abendessen lief die gewissenberuhigende kulturelle sendung "kulturzeit". in dieser wurde der fernsehfilm "2030 - Aufstand der Jungen" vorgestellt. der film läuft morgen, 11. Januar 2011 um 20:15 auf ZDF.

das erschreckende, beobachtet man, wo unsere gesellschaft, nicht nur in deutschland hintrudelt, so ist dieser film keine fiktion mehr. daher ausnahmsweise eine mediale empfehlung:

2030 - Aufstand der Jungen - ZDF.de
 
Es gibt nur ein einziges Ereignis, das die Welt derartig verändern würde, dass es zu so etwas wie Weltfrieden kommen würde:

Vorbereitungen für den Alien-Kontakt - Raum - derStandard.at

Denn dann gäbe es einen gemeinsamen Feind von außen, der uns nach innen als Menschen vereinen würde. Die Identitäten der Völker würden sich plötzlich als sinnlos entpuppen und die Identität als Mensch stünde im Vordergrund.

Ob das allerdings zu wünschen ist, ist die andere Frage!
 
könnte dieser thread nach "Sozialwissenschaft & Gesellschaft" verschoben werden? ich denke, da würde er besser hinpassen, zumal es ein recht zeitloses thema ist. :)
 

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