Eine weitere Plastik aus der Werkstatt der unvergleichlichen Epposina Uggla! Kaum sind nach dem letzen Geniestreich Ugglas die begeisterten Rufe der Kritiker und Feuilletonisten verhallt, schon überrascht die Künstlerin mit einem neuen Beitrag aus ihrer Werkstatt, der zweifellos wiederum zu allgemeinem Raunen in der internationalen Kunstszene führen wird.
Waren es in ihrem Wettbewerbs-Erstling drei Elemente, die ein Ganzes ergaben, so gelingt der begnadeten Formgeberin mit ihrer neuen Skulptur durch Reduktion auf nur noch zwei aufeinander bezogene Ebenen quasi die Quadratur des Kreises, denn obgleich die Menge der materialen Ebenen verringert wurde, erhöhte sich gleichwohl in signifikantem Maße die Anzahl der Bedeutungshorizonte.
Nehmen wir nur als ein Beispiel die Korrelation "Stelzvogel/Eppigönchen". Schon in der prägenden Farbgebung "lila" zeigt sich die innere Verwandtschaft beider, in den anderen Tönen jedoch auch die Unterschiedenheit.
So wird mithilfe der Farbgebung sehr deutlich, dass Freunde geradezu aufeinander abfärben, sich im Laufe der Zeit ähnlicher und mit einander vertrauter werden - und doch unterschiedliche Individuen mit je eigenen Wünschen, Träumen und Hoffnungen bleiben, i.e.: Die Sehnsucht des Eppigönchens nach seinem Vater wird getragen von der Hoffnung des Stelzvogel-Freundes, seine leichte Last ein wenig dem Licht entgegen zu heben, damit, wenn der Vater des Kindes am Horizont erscheint, das Kind ihn umso früher erblicken kann. Das Eppigönchen wiederum schenkt seinem Träger-Vogel die Gewissheit, nicht umsonst den unteren Platz einzunehmen, sondern gerade dort zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, um Freundschaft des Herzens zur helfenden Tat werden zu lassen.
So leben beide Freunde in einer Symbiose der Erwartung, die gerade dem Brunnen eines Marktplatzes eine ganz besondere Note geben könnte: Ist doch gerade ein Markt von jeher ein Ort, der von Erwartungen geprägt ist. Und gerade weil diese Erwartungen dort traditionell mehr von materiellem Kauf- und Gewinnstreben getragen sind, sollte die Uggla´sche Skulptur mit ihrer fröhlich-kindlichen Aussage ihre Absicht nicht verfehlen, darauf hinzuweisen, dass Kommerz nicht alles ist, dass Freunschaft zwischen Vogel und Kind, zwischen Grün/Rot/Lila und Schwarz/Gelb/Lila, zwischen Laurel und Hardy, Robin und Hood oder Baum und Borke der Welt etwas schenken, was im Trubel dieser schnellebigen Zeit so leicht übersehen wird.
So wird die nach oben strebende Nase des Eppigönchens zum Fingerzeig der Künstlerin: Willst du, Betrachter, angesichts von so viel hoffnungsfroher Erwartung im dunklen Käfig deines alltäglichen Selbst verharren? Willst du dich nicht mitnehmen lassen auf eine Reise hinaus über den Horizont?
Der Künstlerin sind dies natürlich rein rhetorische Fragen, und als wolle sie beim Betrachter die letzten Zweifel zerstreuen, sich auf das Abenteuer von Eppigönchen und Stelzvogel einzulassen und sich auf den Schwingen der Freundschaft emporzuheben, hat sie bei der Materialauswahl für ihre Skulptur mit deutllichem Augenzwinkern die ausgetretenen Pfade von Metall oder Stein verlassen und zu kohlefaserverstärkten, geformten Luftballons gegriffen, was neben der Aussage des gesamten Kunstwerkes wiederum einmal den revolutionären Elan der Künstlerin unterstreicht, die mit leichter Hand Konventionen abstreift, wenn die Aussage das Neue fordert.
Man kann dieser Skulptur nur wünschen, dass sie einen würdigen Platz in der Welt findet. Ihren Platz als Meilenstein in der Kunstgeschichte hat sie ohne jeden Zweifel bereits jetzt.
Bravo!